Die Ziffernblätter unserer Turmuhr sind weit über 100 Jahre alt. Als wir Anfang 2016 von Freunden darauf aufmerksam gemacht wurden, dass im Ziffernblatt zum Tal hin ein großes Loch zu sehen sei, wurde das Glas von Toni Hippmann wieder eingesetzt und mit Silikon (und am Rande mit Bauschaum) befestigt. Einige Zeit später war das Glas erneut herausgefallen. Nun wurde es zusätzlich mit Latten im Rahmen gehalten:
Was dann an Arbeitsschritten folgte, kann nur beschrieben werden, weil dabei kaum Bilder gemacht wurden.
Das erste Problem bestand darin, den im Durchmesser 1,6 m breiten Eisenring zu transportieren - er passte nicht in einen normalen Pkw. Es musste erst ein Transporter besorgt werden.
Dann musste das Ziffernblatt in mühsamer Arbeit von allen Kittresten und losen Eisenschichtteilen befreit werden, bevor es von einem Sandstrahlbetrieb von allem Rost befreit werden konnte. Doch auch hier stellte sich schnell heraus, dass die Blech-Ziffern im regulären Sandstrahl Schaden genommen hätten, so dass auf eine manuelle, schonende, aber deshalb eben um so zeitaufwendigere Sandstrahlbehandlung ausgewichen werden mußte.
Danach kam die eigentliche Reparatur des Eisenrahmens durch Ausbesserung bzw. Verstärkung einzelner Teile mittels Schweißarbeiten.
Nun war zum Schutz gegen erneuten Rost eigentlich ein galvanisches Zinn-Tauchbad vorgesehen, doch wegen der Verformungsgefahr durch Hitze mußte davon Abstand genommen werden. Statt dessen erfuhr der Rahmen in einem Zelt eine Spritzlackierung mit schwarzen Hammeritefarbe.
Die Befestigung des mittleren Uhrzeigergestänges am Rahmen erfolgte mittels Bohrung und Schrauben.
Einen wichtigen Teil der Sanierung beinhaltete auch die Auswahl des Milchglases. Wir entschieden uns für ein bestimmtes Plexiglas mit sowohl durchscheinenden wie auch weiß pigmentierten Eigenschaften.
Beim Zuschnitt der Plexiglassegmente hat uns eine deutschen Firma, die in Weipert in der ehemaligen Heroldfabrik ansässig ist, sehr geholfen - sie hat das Plexiglas per Computerprogramm mit einem Laser geschnitten.
Ein paar Bilder können wir Ihnen doch präsentieren:
Hier ist der ausgebesserte bzw. verstärkte Teil des Rahmens besonders gut zu erkennnen,
ebenso die Art der Befestigung des mittleren Uhrzeigergestänges
Der Einbau des fertigen Ziffernblatts
Am Donnerstag, dem 09.08.2918, rückte morgens die Feuerwehr von Weipert mit einem Einsatzfahrzeug an. Mitglieder des Vereins "Denkmalpflege Weipert e.V." waren schon vor Ort, sie hatten mit einem Kleintransporter das Ziffernblatt mitgebracht.
Ausbau des 2. Ziffernblatts (über dem Kircheneingang - Nordseite)
Das Wichtigste:
das Einsatzfahrzeug braucht festen Halt
Dann wird die Leiter probeweise ausgefahren,
- es ist nicht einfach, die Leiter zwischen den Ästen der Lindenbäume hindurch in die richtige Position zu bringen ...
Jetzt wird es ernst:
ein Feuerwehrmann seilt sich am Ende der Leiter an und bereitet das Seil vor, mit dem das Ziffernblatt nach oben transportiert werden soll.
Zuvor muss die Leiter noch nach hinten gedreht werden.
Dann wird das sanierte Ziffernblatt eingehängt ...
... und so gedreht, dass sich die Zeiger außen befinden ...
... und ab geht es in die Höhe, zwischen den Ästen hindurch
Geschafft!
.... letzte Handgriffe, um das Ziffernblatt in die richtige Position zu setzen und innen über Hacken an Ösen im Mauerwerk zu befestigen
Nun wird Mörtel geholt, um das Ziffernblatt rundherum einzumauern
Bei dieser Gelegenheit werden auch die seit langem bereitliegenden Trägerbalken für eine Arbeitsbühne für eine notwendige Dachreparatur nach oben gehoben, denn für die Turm-Wendeltreppe sind sie zu lang.
In der Zwischenzeit haben die Männer vom Verein "Denkmalpflege Weipert" die Glasscheiben des nördlichen Ziffernblatts herausgenommen und das Herunterlassen des Ziffernblatts vorbereitet
Über diese Aktion ist im benachbarten Sachsen übrigens ein Zeitungsbericht erschienen: am 14.08. in der Annaberger Zeitung und am 15.08. in der Freien Presse. Falls Sie ihn lesen wollen, so finden sie ihn über den folgenden Link:
Die Leiter des Einsatzwagens der Weiperter Feuerwehr wird ausgefahren
Unglaublich!
Das ausgebaute 2. Ziffernblatt ist unten angekommmen und wird übergeben
An dieser Stelle ist leider die Seitenhöhe erreicht, - zum Betrachten der restlichen Bilder:
Man sieht den Herren vom Denkmalverein an, dass ihnen nach dem geglückten Ausbau und Abseilen des Ziffernblatts ein Stein vom Herzen gefallen ist.
Da kam uns der Verein "Denkmalpflege Weipert e.V." zu Hilfe, baute das Ziffernblatt aus und seilte es nach unten ab.
Es wurde deutlich, dass der Rahmen des Ziffernblatts so stark angerostet war, dass er die Milchglas-Segmente unter starkem Winddruck nicht mehr halten konnte, diese herausfielen und zerbrachen. So entschlossen wir uns zu einer gründlichen Sanierung. Wir holten Angebote von Fachfirmen ein. Doch es war ein schwieriges Unterfangen. Eine Sanierung vor Ort war unmöglich, da Teile des Rahmens bereits weggerostet waren. Der Ziffernblatt-Ausbau bedeutete eine größere Aktion.