Die Abenddämmerung war schon ziemlich vorangeschritten, als ich auf dem Fußgängerstreifen der Eisenbahnbrücke den Fluss Beraun überquerte.
Hier links ist der Bahnhof von Beroun zu sehen, wo ich am Morgen abgefahren war-
Und dies ist das westliche Stadttor, vom großen Marktplatz aus gesehen, der sich rechterhand befindet. An diesem Marktplatz ist auch mein Hotel.
Erschöpft und müde falle ich ins Bett ... aber auch glücklich.
5. Tag - Sonntag, 22.10.2023
Ich gönne mir ein reichhaltiges Frühstück im Hotel. Eigentlich wäre heute Auschecken. Aber die im Pilgerführer angegebene Unterkunft in Roztoky war telefonisch nicht zu erreichen und auf meine Mailanfrage vor zwei Tagen erhielt ich bislang keine Anwort. So frage ich in der Rezeption des Hotels, ob ich noch zwei weitere Nächte bleiben kann.
Um 9:40 Uhr gehe ich über den großen rechteckigen Marktplatz zu Stadtkirche, wo um 10:00 Uhr die Sonntagsmesse beginnt.
Mein heutiger Pilgerweg führt mich entlang der roten Linie von Beroun über Hudlice bis Nový Jáchymov.
Dies scheint laut tschechischer Pilgerzentrale der einstige Jakobsweg nach Markt Eisenstein gewesen zu sein (Svatojakubská cesta - Železná):
Der Jakobsweg trägt hier noch das Zeichen "I24" auf rotem Pfeil, aber viele Wegweiser mit Entfernungsangaben tragen auch schon die gelbe Muschel auf blauem Grund
Dies hier scheint ein Fischteich gewesen zu sein, bei dem das Wasser schon abgelassen wurde. Vielleicht war es auch ein Natur-Badeteich:
Erstaunlich in Tschechien - es gibt sie noch stellenweise:
alte Kreuze am Wegesrand
Eigentlich mag ich Selfies überhaupt nicht, aber einen kleinen Beleg, dass ich auf diesem Pilgerweg wirklich unterwegs war, kann ich mir dann doch nicht verkneifen ...
Dann ist der Wald zu Ende und es öffnet sich der Blick in die Ferne ...
Hier ist schon lange niemand mehr gegangen ...
Jetzt geht der Jakobsweg auf Hudlice zu ...
Die Kirche in Hudlice ist dem hl. Tomas geweiht.
Sehen Sie die kleine Wandtafel rechts vom linken Eingang?
Darauf steht:
... der Weg aus dem Dorf hinaus führt in ein ausgedehntes Waldgebiet ...
... in dem früher irgendeine Form von Bergbau betrieben worden ist.
Dann öffnet sich wieder der Blick in weite Ferne ...
Inzwischen ist es Abend geworden. In dem Ort
"Nový Jáchymov" angekommen, fragte ich mich nun, wie komme ich nach Nižbor zur Bahnstation, um mit dem Zug nach Beroun zurückzufahren?
Da passierte etwas, das ich als "Wunder am Jakobsweg" empfunden habe. Anderer hätten vielleicht gesagt: reiner Zufall, aber seit meiner Pilgerreise auf dem Camino Francés nach Santiago de Compostela, wo mir wiederholt scheinbare Zufälle passiert sind, kann ich nicht mehr so ganz an "Zufälle" glauben. Was war geschehen?
Als ich die Straße durch den Ort ging, fragte ich Leute, die gerade ein Auto beluden, ob es einen Bus nach Nižbor gebe? "Leider nicht", antwortete der Mann, aber wie selbstverständlich ergänzte er: "Ich fahre in diese Richtung und kann Sie dorthin mitnehmen." Als wir uns bei der Fahrt über den Kungsleden in Nordschweden unterhielten, meinte er: "Ich muss nach Beroun und weiter, kann Sie auch bis dorthin mitnehmen."
Kaum 20 Min. später setzte er mich in Beroun in der Nähe des westlichen Stadttores ab ...
Nicht nur, dass ich die 5 km nach Nižbor sonst hätte laufen müssen, - wer weiß wie lange ich dort auf einen Zug hätte warten müssen! Ist das nicht erstaunlich, dass solche Dinge passieren?
6. Tag - Montag, 23.10.2023
Mein letzter Pilgertag. Heute morgen fuhr ich mit dem Zug nach Nižbor. Ich hatte gemeint, es wäre die zweite Station, und bin dort dummerweise ausgestiegen - es war aber Hýskov, da musste ich nach Nižbor zu Fuss gehen.
Da der Radweg kurz hinter dem Dorf aufhörte, musste ich entlang der Straße gehen - das war nicht ganz ungefährlich:
Eigentlich hätte ich meine Pilgerwanderung in Nový Jáchymov Richtung Roztoky fortsetzen müssen, aber erstaunlicherweise ist er dort verloren gegangen und beginnt statt dessen neu in Nižbor.
Glücklicherweise kam nach etwa 1 km zur Linken eine Brücke über den Fluss Berounka - ich ging hinüber und konnte dort entlang des Flusses auf einem schönen Wanderweg bis Nižbor gehen.
Die rote mittlere Linie zeigt meine heutige Wegstrecke:
