Nach dem Sprung ans Ufer:
Ein Blick zurück, dann geht's weiter
Oh, wie liebe ich alte Hohlwege! Da sieht und spürt man den Lauf der Geschichte: wieviele Gespanne mögen hier wohl durchgefahren sein?
Die Jäger verehren hier den Hl. Hubertus
In der Dorfmitte von Bujesily
Von Bujesily nach Liblín geht man leider fast die ganze Strecke auf Asphalt ...
..., doch da gegenüber der Bushaltestelle kann man nach rechts auf einen Feldweg abbiegen, der hinunter ins Tal führt.
Endlich angekommen im Hotel Berounka, wo ich vorher eine Übernachtung gebucht hatte.
Nach dem Einchecken und Beziehen meines Zimmers zog ich hoch zum Schloss ...
Die alte Kirche neben einem prächtig renovierten Schloss mit Schlossgarten wirkt leider etwas heruntergekommen - das würde dem alten Freyherrn von Ledebour sicher nicht gefallen! Immerhin ist seine Grabtafel an der hinteren Kirchenwand noch vorhanden.
2. Tag - Montag, 09.09.2024
3. Tag - Dienstag, 10.09.2024
Die Kirche in Liblín liegt direkt neben der Mauer, die das Schloss und den Schlossgarten umgibt.
Dies ist nur der Nordflügel ...
... und hier ist das Haupthaus. Der Schlossgarten (hinter mir) ist parkähnlich angelegt und enthält viele alte Bäume und einzelne Statuen aus Stein.
Da inzwischen die Dämmerung hereingebrochen war, beendete ich meinen Rundgang und ging zu meinem Quartier zurück.
Als ich nach dem Aufwachen am Morgen aus dem Fenster sah, wie angekündigt: Regen. Er ließ die Regentropfen unten auf dem Asphalt munter tanzen.
Die heutige Strecke bis Kralovice ist nicht schwer. Aber sie führt laut Pilgerführer ab Kozojedy auf Graswegen entlang eines Bächleins. Auf der Karte rechts kann man das nicht so genau erkennen, wohl aber den Streckenverlauf, der auf möglichst ruhigen Wegen zum nächsten Ziel führt. Das ist die Krux der Jakobswege von heute: sie führen kreuz und quer durchs Land, weil die einst direkten Wege von einem Ort zum anderen zu Asphaltstraßen ausgebaut sind, die nicht nur gefährlich sind (sofern kein Radweg da ist), sondern auch laut und wegen der Abgase obendrein gesundheitsschädlich. Doch im Ausnahmefall bleibt nichts anderes übrig, und für den entschied ich mich heute. Denn ich hatte weiß Gott keine Lust auf völlig durchnässte Wanderschuhe (vom nassen Gras): ich beschloss auf einer Nebenstrecke über Lednice nach Kralovice zu gehen. Siehe Karte:
Ich genoss erst einmal ein ausgiebiges Frühstück, erwog noch kurz, länger im Hotel zu bleiben, aber da ein richtiger Pilger das Wetter so nimmt wie es ist, warf ich mir schließlich das Regencape über und zog los.
Liblín hinter mir im Regen ...
Kurz vor Kozojedy hatte es aufgehört zu regnen. Die Kirche dieses Ortes war leider verschlossen.
So wanderte ich also auf einer Landstraße dahin, - wenn ich Autos kommen sah, drehte ich mich kurz um, um auch den Verkehr von hinten im Blick zu haben - und wenn dabei sich kreuzender Verkehr in meiner Nähe zu vermuten war, so trat ich einen halben Meter neben die Straße ins Gras.
Das von außen renovierte Kapellchen von Lednice ist innen leider leer (bis auf ein Kruzifix und eine Madonna):
Auf der Straße von Lednice bis nach Kralovice läuft man hier in einer Allee von Apfelbäumen mit einer unglaublichen Fülle von Äpfeln.
Unerwartet erkennt man in der Ferne (hier im Zoom) bereits die Klosteranlage von Marianská Tynice, die wir erst morgen 2 km hinter Kralovice erreichen werden.
Unser heutiges Etappenziel: Kralovice, wo ich am Morgen telefonisch in einer privaten Pension ein Bett gebucht hatte.
Die Kirche war verschlossen, doch ich erfuhr, dass sich dort um 17:00 Uhr Leute treffen würden, um die Sitzgelegenheiten für ein außergewöhliches Konzert am nächsten Tag vorzubereiten. So stand ich später um 17:00 Uhr auch an der Kirchentür und fragte, ob ich die Kirche von innen sehen dürfe ...
... man lud mich herzlich ein, und ich konnte sogar in der Seitenkapelle einen Videovortrag über Familie Gryspek anschauen, deren Gruft mit gläsernen Särgen sich unten in der Krypta befand.
Ich hatte in der kleinen Pension gut geschlafen und überlegte mir beim Aufwachen: wenn ich eine weitere Nacht buchen könnte, so hätte das drei Vorteile. Erstens könnte ich am Abend das angekündigte Konzert in der Stadtkirche miteleben, zweitens müsste ich in Plasy - meinem heutigen Tagesziel - kein Quartier zur Übernachtung suchen und drittens könnte ich mit einem superleichten Rucksack, der nur den Tagesproviant und Wasser enthält, zur nächsten Stadt pilgern. Da obendrein zwischen beiden Städten, Kralovice und Plasy, regelmäßiger Busverkehr existiert, bat ich um Verlängerung meiner Buchung um 1 Nacht - es war möglich. So zog ich frohgemut in den neuen Morgen hinaus.